Libido und Lust – Gibt es Unterschiede zwischen Mann und Frau?

Grundsätzlich bedeutet Libido nichts anderes als die Lust auf Sex oder sexuelles Begehren und bezeichnet das psychische Begehren oder Verlangen jeden Menschen, Lust zu empfinden – ganz unabhängig von seinem Geschlecht. Es ist mit verschiedenen Wünschen verbunden, den sexuellen Interessen und Fantasien beider Geschlechter, dem Wunsch nach Selbstbefriedigung und dem Wunsch nach erotischen Geschichten.

Dabei entsteht die Lust im Gehirn und löst das Gefühl der Erregung aus, sie ist also die körperliche Auswirkung des sexuellen Verlangens. Sexuelle Lust entsteht durch zärtliche Berührungen der Haut, die entstehenden Impulse werden über Sensoren an die Rinde des Großhirns weitergeleitet. Gleichzeitig werden sowohl das Gefühls- als auch das Belohnungszentrum im Hirn aktiviert. Die eigentliche Steuerung der Lust wird von der Hirnanhangdrüse durchgeführt, das Sexualzentrum des vegetativen Nervensystems beeinflusst das Sexual- und Fortpflanzungsverhalten.

Die Lust und Libido sind bei jedem Menschen sehr individuell ausgeprägt. Während manche täglich Sex brauchen, reicht anderen einmal pro Woche oder pro Monat, eine Minderheit sind asexuell, verspüren also gar kein sexuelles Verlangen. Sowohl die Lust als auch die Libido als Folge von sexueller Stimulation und entsteht häufig spontan und lässt sich nur selten aktiv steuern. Ausschlaggebend für die Libido und ihre Intensität ist das männliche Sexualhormon Testosteron, das in kleinen Mengen auch vom weiblichen Organismus gebildet wird.

Weg mit den alten Klischees!

Im Laufe der Zeit haben sich die Ansichten zum Thema Lust und Libido geändert. Während früher die Ansicht galt, dass der Mann als sexuell aktiver und aufgrund des höheren Spiegel des männlichen Sexualhormons Testosteron mehr Lust auf Sex verspürten und Frauen eher als zurückhaltend beschrieben wurden, ist es heute klar, dass die Libido einer Frau – und damit auch die Lust auf Sex – größer sein kann. Hier spielt das Alter der Frau die größte Rolle. Das sexuelle Verlangen einer Frau entsteht erst ab dem 30. Lebensjahr, steigt aber dann kontinuierlich an, bis die Wechseljahre einsetzen. Da Männer im Alltag sehr viel Stress ausgesetzt werden ist es sogar so, dass viele Männer ihre Libido verlieren.

Das weit verbreitete Klischee „Frauen möchten nicht, während Männer sexuell ausgehungert sind“ passt nicht mehr. Bisher galten Frauen als der Teil einer Partnerschaft, der sich Sexualverkehr entzog und der eine sexuelle Unlust nachgesagt wurde. Heutzutage hat sich das geändert – immer mehr Frauen ist es wichtig, ihre eigene Sexualität kennenzulernen und ausleben, sie übernehmen auch immer häufiger die führende Rolle beim Sex. Während die Frauen generell eine höhere Lust verspüren leiden immer mehr Männer unter einem fehlenden Drang nach Sexualität und entkräften damit das Klischee. Für die mangelnde Libido beim Mann werden drei Gründe verantwortlich gemacht – Stress, Erschöpfung und fehlende Lust.

Gegenüberstellung sexuellen Verlangens

Grundsätzlich gibt es mehrere Faktoren, die die Libido bei Mann und Frau beeinflussen. Einige Faktoren ähneln sich bei beiden Geschlechtern, andere Faktoren sind bei Mann und Frau komplett unterschiedlich. Der folgende Auflistung zeigt, welche Umstände den Drang nach Lust bei beiden Geschlechtern beeinflussen:

Oftmals zeigt sich in gesunden Beziehungen der Wunsch von Männern und Frauen, die sexuellen Aktivitäten zu verringern. Studien konnten belegen, dass gerade Frauen sich schnell in einer festen Beziehung langweilen und nach Alternativen suchen.

Viele Männer setzen sich unter Druck, da sie der perfekte Liebhaber sein wollen. Das klassische Rollenbild besagt, dass sie ihre sexuelle Macht ausspielen müssen, doch viele Männer werden durch dieses Rollenbild eingeengt und schaffen es nicht, sich davon zu befreien.

Außerdem verlaufen die Erregungskurven bei beiden Geschlechtern unterschiedlich. Frauen haben eine flachere Erregungskurve, wodurch sie länger brauchen, um einen Orgasmus zu erhalten.

Natürliche Faktoren, die Libido und Lust beeinträchtigen

Als Libidoverlust (veraltet: Frigidität) bezeichnen Mediziner den Verlust der sexuellen Lust und des sexuellen Begehrens. Sowohl Männer als auch Frauen können davon betroffen sein. Das Symptom kann sich plötzlich oder allmählich einstellen. Die Gründe, warum jemand keine Lust mehr auf Sex hat, können ganz unterschiedlich sein.

Bei einem Libidoverlust (auch sexuelle Inappetenz, Hyposexualität, veraltet: Frigidität) sind sexuelles Verlangen und Geschlechtstrieb gestört: Betroffene haben keine Lust mehr auf Sex. Dahinter können sowohl organische als auch psychisch-soziale Ursachen stecken. In vielen Fällen ist das Symptom nur vorübergehend.

Wie häufig Libidoverlust vorkommt, ist schwer in konkrete Zahlen zu packen - schon allein deshalb, weil ein gewisses Maß an Lustlosigkeit für manche Menschen noch normal ist, während andere es schon für krankhaft halten. Zudem schwankt das sexuelle Verlangen je nach Alter, Beziehungsstatus, Bildungsgrad oder auch nach dem, welche Rolle Sexualität im Herkunftsland spielt.

In verschiedenen Umfragen bekunden im Schnitt ungefähr 30 Prozent aller Frauen im Alter zwischen 18 und 59 Jahren mangelndes Interesse an Sex. Somit ist eine verminderte Libido die häufigste sexuelle Funktionsstörung beim weiblichen Geschlecht.

Bei Männern zwischen 18 und 59 Jahren berichten je nach Altersgruppe zwischen 14 und 17 Prozent über eine verminderte Libido. Noch häufiger nennen Männer unter den sexuellen Problemen nur den vorzeitigen Samenerguss.

Eine Reduktion bzw. ein kompletter Verlust von Lust und Libido tritt sowohl bei Männern und Frauen auf. Sie hängt im Kern mit dem Lebensstil und dem Lebensalter zusammen und ist geschlechtsunabhängig. Welche Faktoren hier eine Rolle spielen und was Männer und Frauen tun können, um ihre eigene Libido wieder zu steigern verrät die folgende Tabelle:

KÖRPERLICHE URSACHEN

KÖRPERLICHE URSACHEN

Mehrere körperliche Erkrankungen können für das Auftreten von Libidoverlust verantwortlich gemacht werden. Dazu gehören eine Unterfunktion der Schilddrüse, Erkrankungen des Herzens, massive Störungen von Leber und Nieren sowie Diabetes. Auch neurologische Störungen haben einen negativen Effekt auf die Libido. Ein Mangel am männlichen Sexualhormon Testosteron unterdrückt die Libido. Auch ein zu hohes Körpergewicht und der Konsum von (zu viel) Zigaretten und Alkohol hemmt die sexuelle Lust.

PSYCHISCHE URSACHEN

PSYCHISCHE URSACHEN

Als psychische Faktoren kommen vor allem Angststörungen, Depressionen und Minderwertigkeitsgefühle in Frage. Die wohl wichtigste Ursache ist zu viel Stress im Alltag, der zu extremer Erschöpfung führt.

SOZIALE URSACHEN

SOZIALE URSACHEN

Auch soziale Ursachen verursachen häufig einen Verlust der Libido. Wenn die Beziehung beschädigt ist und der Haussegen schief hängt oder aktuell Konflikte bzw. Streitigkeiten ausgetragen werden hat dies einen negativen Effekt auf Libido.

Zudem verursachen Gifte aus der Umwelt und der durch den Betrieb von elektrischen Geräten entstehende Elektrosmog Störungen der Libido bei beiden Geschlechtern. Die Einnahme von Medikamenten beispielsweise die Anti-Baby-Pille bei der Frau hat eine Verringerung der Libido zur Folge.

Um die eigene Libido zu steigern können Betroffene selbst viele Maßnahmen treffen. So ist es wichtig, dass die Ursachen aktiv bekämpft werden, beispielsweise durch eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung, Sport und Meditation und ausreichend Schlaf. Der Körper kann sich erholen und neue Energie laden.

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